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hobbytipp 341
Verputzen, streichen, tapezieren:
kunterbunt und gesund

Farben und Lasuren selber machen
In ihrer einfachsten Ausführung besteht eine Farbe aus einem Bindemittel, einem Lösemittel und Farbkörpern, den Pigmenten. Das Bindemittel verklebt die Pigmente miteinander, so dass sie an der Wand halten und das Lösemittel sorgt für eine bessere Streichfähigkeit. In unseren Farben arbeiten wir ausschließlich mit dem Lösungsmittel Wasser.

Vor dem Zusetzen der Pigmente müssen diese eingesumpft werden. Dazu vermischt man sie großzügig mit Wasser und lässt sie einige Zeit stehen. Ein paar Tropfen Spiritus sorgen für eine bessere Benetzbarkeit, das heißt, es bilden sich keine Klümpchen, die später zu farbigen Streifen führen könnten.

Selbst angerührte Farben sind höchst durchlässig für Wasserdampf. Die entsprechenden Sd Werte stehen im Kapitel "Normiert und klar?".
Pigmente: Die Seele der Farbe

Das Bedürfnis, mit Farben Wohnraum zu gestalten, ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Darüber legen Tausende von Jahren alte Höhlenmalereien Zeugnis ab. Immer wieder neue Wege wurden entdeckt, Pigmente, aus natürlichen Stoffen wie Erde und Mineralien oder auch vollkommen synthetisch herzustellen.

Erdfarben sind die ältesten Pigmente und wurden schon in der Steinzeit verwendet. Sie werden so genannt, weil sie aus der Erde stammen. Ihre Farbe erhalten sie durch einen unterschiedlich hohen Anteil von Eisenoxiden.



Zur Herstellung von Lapislazuli wird das Mineral zuerst zerstoßen und dann sehr fein gemahlen. In einem aufwendigen Verfahren werden dann die Verunreinigungen von Kalk und Pyrit entfernt und ein außergewöhnliches Blau kommt zum Vorschein. Das hat aber auch seinen Preis: ab 45 Euro pro 100 Gramm.
Bild: Jean Pütz hinter blauer Scheibe(WDR)
Bild: Jean Pütz hinter blauer Scheibe(WDR)
Leuchtend blaues
Kunstprodukt � Ultra-
marinblau
Weniger magisch, dafür aber deutlich preiswerter sind synthetisch hergestellte Pigmente, z.B. das Ultramarinblau. Dieses Pigment erhält seine Farbe durch die enthaltenen Schwefelatome.


Bild: Farbvergleich (WDR)
Bild: Farbvergleich (WDR)
Einen großen Unterschied zwischen synthetisch hergestellten und natürlichen Pigmenten lässt sich hier erkennen. Links Terra di Siena, rechts in gleicher Konzentration synthetisch gewonnenes Eisenoxid.

Das synthetische Eisenoxid deckt etwas stärker als das natürliche Pigment. Das liegt an der Größe der einzelnen Körner: Natürliche Erdfarben sind sehr viel gröber gemahlen und ungleichmäßiger als synthetische.

Positiv ausgedrückt: Bei natürlichen Erdfarben stellt sich wie von selbst ein durchscheinender, also lasierender Effekt ein. Ideal für ein mediterranes Ambiente.

Der Umgang mit Pigmenten erfordert allerdings ein wenig Erfahrung. Wer sich entscheidet, seine eigene Farbe zu mischen, sollte sich eingehend beraten lassen, denn einige der Pigmente sind hochgiftig und jedes hat spezielle Eigenschaften. So lässt sich zum Beispiel nicht jedes Pigment mit jedem Lösungsmittel verarbeiten.


externe Links
Lexikon der Farbstoffe und Pigmente
Kremer Pigmente
Bierlasur
Bild: Bierlasuren (WDR)
Bild: Bierlasuren (WDR)
Bierlasuren sind
schnell hergestellt,
äußerst preiswert
und sehr dekorativ.
Bier kann nur wenige Pigmente aufnehmen, deshalb wird der Anstrich transparent � man erhält eine Lasur.

Für ein 20 Quadratmeter großes Zimmer braucht man etwa vier bis fünf Flaschen Bier. Dunkle Biere sind besser geeignet als helle. Je mehr Stammwürze im Bier ist, desto besser können die Pigmente gebunden werden. Auf den Alkohol kommt es nicht an, mit Malzbier funktioniert es also genauso gut. Der Biergeruch verfliegt innerhalb von Stunden. Pigmente einfach einrühren, fertig.

Die Farbe lässt sich auf einen alten weißen Anstrich auftragen oder direkt auf sauber verarbeiteten Putz � insoweit Ihr Vermieter keine Einwände hat.

Als Werkzeug dient ein Schwamm mit einer unregelmäßigen Porung, die Lasur bekommt dadurch einen sehr lebhaften Ausdruck. Unerwünschte harte Wischkanten oder andere unschöne Strukturen kann man während des Auftrages beliebig auswischen und korrigieren. Abriebfest und strapazierfähig ist Bierlasur also nicht, dafür umso atmungsaktiver.


Leimfarbe
Eine einfache und sehr preiswerte Farbe. Sie eignet sich für deckende Anstriche und Techniken wie das Wickeln oder Tupfen mit dem Schwamm. Vor jedem weiteren Anstrich muss die Leimfarbe abgewaschen werden.

Rezept
1 Packung Tapetenkleister
etwa zehn Kilogramm Champagnerkreide
Pigmente
Tapetenkleister ansetzen und Champagnerkreide zusetzen, bis eine streichfähige Masse entsteht. Nach Wunsch  Pigmente zugeben und gut durchmischen, am besten mit dem Quirl an der Bohrmaschine. Für 50 Quadratmeter braucht man etwa zehn Liter.

Quarkfarben
Ein anderes Bindemittel, das ebenfalls altbewährt ist, hat fast jeder in seinem Kühlschrank: Quark. Daraus lässt sich im Handumdrehen eine sehr gute Farbgrundlage herstellen. Quarkfarbe ist äußerst preiswert, dünstet garantiert keine Gifte aus und ist strapazierfähig und ergiebig.

Rezept für rund zehn Quadratmeter
200 Milliliterkochendes Wasser
40 Gramm Borax
1000 Gramm Magerquark
ein bis zwei Esslöffel Sonnenblumenöl
Das Wasser kurz aufkochen und Borax dazugeben.

Der Mineralstoff Borax sorgt dafür, dass sich das Eiweiß des Quarks, auch Kasein genannt, im Wasser löst. Zudem konserviert es die Farbe später an der Wand. Borax gibt's in jeder Apotheke.

In ein größeres Gefäß 1000 Gramm Magerquark geben und mit der heißen Boraxlösung glatt rühren. Die Mischung ein bis zwei Stunden stehen lassen. Der transparent trocknende Leim kann mit ein bis zwei Esslöffeln Sonnenblumenöl vermischt werden. So wird er wischbeständiger.

Bild: Pigmente
Bild: Pigmente
In den Kaseinbinder
lassen sich alle alkali-
beständige Pigmente
einrühren.
Pur aufgetragen bildet der Kaseinbinder eine schützende Haut auf der Wand. Je nachdem wie viel Pigment man dazugibt, erhält man eher durchscheinende bis gut deckende Farben. Mit Kreide, Marmor und Titandioxyd lässt sich auch eine hervorragend deckende weiße Wandfarbe  herstellen.


Weiße Pigmentpaste, (für fünf Kilogramm Farbe)

1,5 Kilogramm Kreidemehl
1,5 Kilogramm Marmormehl-Mischung
ein Liter Wasser

oder alternativ:

2,5 Kilogramm Kreide-Marmormehl-Mischung
0,5 Kilogramm Titandioxid
ein LiterWasser
Pigmentmischung (eventuelll mit Bohrmaschine) in das Wasser rühren. Es entsteht ein relativ dicker Brei, den man gut quirlen muss, damit später keine Klümpchen zurück bleiben. In die angerührten Pigmente den Kaseinbinder mischen. Wird die Farbe zu dick, etwas Wasser hinzufügen. Fertige Farbe zügig verbrauchen, Haltbarkeit ohne Konservierungsmittel höchstens zwei Tage.

Quark-Farben sind für trockene Räume gedacht, ihre Widerstandsfähigkeit ist nicht mit Kunststoffdispersionsfarben zu vergleichen. Sie färben jedoch nicht ab und weisen sehr gute Deckkraft auf.

Silikatlasur
Mit einer Silikatfarbe zu lasieren, hat einen ganz besonderen optischen Reiz. Die Pigmente setzen sich auf den mineralischen Bestandteilen der Farbe ab und erzeugen so interessante Farbenspiele.

Silikatfarben werden auch Wasserglasfarben genannt, weil ihr Bindemittel, das Wasserglas, aus verflüssigtem Quarzsand besteht. Die Herstellungsmethode � Schmelzen durch große Hitze � ähnelt der von Glas.

Silikatfarben haben ihren eigenen Verdünner und ihre eigene Grundierung. Diese Farben können nur auf ausgehärteten mineralischen Untergründen verwendet werden.
Das Auftragen der Silikatlasur
BILD: Achten werden aufgetragen (Annas Film, Rechte WDR)
BILD: Achten werden aufgetragen (Annas Film, Rechte WDR)
Die Achten legen
den Grundstein für
die Lebendigkeit der
späteren Lasur
Der Untergrund muss gegebenenfalls grundiert werden � bei alten Farben zum Beispiel. Mischen Sie in die weiße Silikatfarbe Quarzsand und verdünnen Sie ein wenig mit Silikatverdünner. Tragen Sie dann die erste Schicht weißer Silikatfarbe in Achten auf die Wand auf.
BILD: Ovalbürste nah beim Lasieren der ersten Schicht.
BILD: Ovalbürste nah beim Lasieren der ersten Schicht.
Schraubt man den
Stiel der Ovalbürste ab,
hat man ein besseres
Gefühl für die Bewegung.
Nach dem Trocknen erfolgt der zweite Farbauftrag. Dazu das weiße Silikat-Quarzsandgemisch schon ein wenig in der gewünschten Grundfarbe abtönen � damit bekommt die spätere Lasur eine weichere Farbanmutung. Sehr gut geht das mit Pigmenten. Die Pigmente werden mit Wasser zu einem Brei verrührt und dann zugegeben.
Dann wie zuvor verfahren � wieder wird die Farbe in Achten aufgetragen. Wenn der zweite Farbauftrag getrocknet ist, geht es an die eigentliche Lasur.

Dazu Pigmente, Lasurbindemittel und Wasser mischen. Hier ein wenig probieren, bis die gewünschte Wirkung erzielt ist. Für die ersten Versuche am besten ein paar Stücke Karton mit Silikatfarbe grundieren. Als Werkzeug zum Auftrag eignet sich am besten eine Ovalbürste. Der Lasurauftrag erfolgt dann auch wieder in Achten.

Die erste Lasurschicht etwa sechs Stunden trocken lassen. Die zweite Lasur wie zuvor mischen. Wenn der gleiche Farbton nach dem Trockenen mehrmals hintereinander aufgetragen wird, intensiviert sich der Ton. Möglich ist aber auch, eine helle Lasur auf einem dunklen Grund oder umgekehrt aufzutragen. Verschiedenfarbige Lasuren kann man auch ineinander verlaufen lassen. Dann muss aber der erste Auftrag noch nass sein. Der zweite Lasurauftrag erfolgt in der gleichen Technik wie der erste.


Dekorative Techniken
Pinsel aus der Natur

Wild und grazil
zugleich wirken die
Muster mit den Natur-
pinseln


Diese Pinsel eignen sich für abstrakte Kratzmuster auf der Wand. Als Griff geeignet ist  ein Ast oder ein Holzstab. An ein Ende mit einer Kordel Stroh, Gräser, Bast oder Federn binden.

Den Pinsel in die Farbe tauchen und überschüssige Farbe wieder abstreifen. Je mehr Farbe auf dem Pinsel verbleibt, um so deutlicher wird das Muster. Dann kreuz und quer über die Wand fegen.
Kordellinien an der Wand
Mit der folgenden Technik lassen sich sehr schön gerade, aber dennoch in ihrer Struktur unregelmäßige Linien an die Wand zaubern. Man kann die Linien senkrecht nebeneinander anordnen oder sich kreuzen lassen.

Eine Kordel in der gewünschten Länge der Linie mit einem Reißzweck an der Wand befestigen. Die Kordel mit Farbe benetzen � dazu die Finger oder eine Lackierrolle nehmen. Darauf achten, dass am Ende ein Stück frei bleibt, so dass man die Kordel noch auf die Wand drücken kann. Dann die Kordel so weit wie möglich von der Wand wegziehen und loslassen. Die Kordel schnellt an die Wand und hinterlässt eine Farbspur.
Muster mit Küchenrollen
BILD: Sabine klebt Cord auf Rolle
BILD: Sabine klebt Cord auf Rolle
Einfach den Stoff
auf die Rolle geklebt
und schon ist die
Musterrolle fertig
Sehr einfach lassen sich auch aus Papprollen Musterrollen herstellen, zum Beispiel aus leeren Küchenrollen.. Das geht einfach, indem man sie mit grobstrukturiertem Stoff beklebt � wie Cord oder Netzstoff � oder Gegenständen, die Farbe aufsaugen können � zum Beispiel Pfeifenreinigern oder Stücken vom Fensterleder.




Folienstruktur
Eine sehr einfache Möglichkeit Struktur auf die Wand zu bringen, ist die Folienmethode. Farbe auf handelsübliche Frischhaltefolie auftragen, die Folie zusammen knäueln und auf die Wand pressen. Schon ergibt sich ein Muster, das der Wand Struktur und Tiefe verleiht.
 
hobbytipp
Vorwort
Wände müssen "atmen"!
Farben
Farben und Lasuren selber machen
Tapeten � Kleidung für unsere Räume
Interaktiver Bedarfsrechner ht
Eine schmückende Haut für die Wand � Putz pur
Holzschutzmittel im Wohnraum tabu
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