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hobbytipp 341
Verputzen, streichen, tapezieren:
kunterbunt und gesund
Eine schmückende Haut für die Wand � Putz pur

Immer häufiger ver-
zieren Putze die Wände
unserer Wohnungen pur
Diese Methode der Verkleidung der Innenwände ist bereits seit 9000 vor Christus durch Funde in Griechenland überliefert. Zunächst diente als Putz vor allem Lehm, später jedoch auch Gips und Kalk. In Ägypten fand man Öfen zum Brennen des Kalkes, die auf das Jahr 2500 vor Christus datiert sind.

In einem Neubau sind verputzte Wände zwar ebenmäßig glatt, aber auch sehr unscheinbar. Gestaltet man diese Oberfläche ansprechend, lässt sich leicht auf Tapeten und Farbe verzichten. Dies ist vor allem in mediterranen Ländern weit verbreitet und gewinnt auch in unseren Landen immer mehr Anhänger.

Neben der rein dekorativen Seite hat ein Putz im Innenraum auch die Aufgabe, Luftfeuchtigkeit aufzunehmen, wenn diese kurzfristig ansteigt wie beim Kochen oder im Schlafzimmer während der Nacht. Geht die Luftfeuchtigkeit zurück, gibt der Putz diese Feuchtigkeit wieder ab.
Welche Putze gibt es?

Die Eigenschaft des
Putzes hängt sehr
vom Bindemittel ab.
Stark vereinfacht ist ein Putz eine Farbe, die besonders viel Feststoffe wie Sand oder feinen Marmorkies enthält. Diese Beimengungen entsprechen im Prinzip den Pigmenten der Farbe, nur dass hier die Sande nicht der Färbung dienen, sondern der Stabilisierung der Masse. Beton könnte man genau genommen auch als Zementputz mit grobem Kies als Beimengung bezeichnen.

Wie die Farben lassen sich auch Putze am einfachsten nach den verwendeten Bindemitteln unterscheiden. Da gibt es Kunststoffharzdispersionen, Gips, Kalk, Silikat, Silicon oder Lehm. Jeder dieser Stoffe hat in Verbindung mit den Beimengungen spezielle Eigenschaften. Sie variieren je nach den Mischungsverhältnissen und der Zugabe weiterer Zusatzstoffe, die der leichteren Verarbeitung oder der Erhöhung der Festigkeit dienen..
Hier nur einige der häufigsten Putzarten.

Bei Putz hängt die Feuchtigkeitsaufnahme stark von den zugeschlagenen Materialien ab. Kalk- und Marmorsand ist z.B. saugfähiger als Quarz.

Dispersionsgebundene Putze nehmen weniger Feuchtigkeit auf als die saugfähigen, mineralgebundenen wie Gips- oder Kalkputz. Am höchsten ist die Feuchtigkeitsaufnahme bei Lehmputz aufgrund der riesigen Oberfläche seiner Tonminerale.
Dispersionsgebundener Putz

Kunstharzputz kann
fertig angerührt in
Eimern geliefert werden.
Hier besteht das Bindemittel, ähnlich wie bei den bekannten Dispersions-Wandfarben, aus Kunstharzkügelchen. Diese verschmelzen miteinander, sobald das Wasser verdunstet ist. Durch die Kunstharze sind diese Putze sehr leicht zu verarbeiten; sie können sogar fertig angerührt in Eimern angeboten werden. Sie sind recht elastisch und unempfindlich gegen leicht unterschiedliche Beschaffenheiten eines Untergrunds, da sie fest mit dem Untergrund verkleben.

In Wohnräumen haben diese Putze einen recht geringen Anteil, sie sind aber oft in Treppenhäusern etc. zu finden.
Kalk- und Gipsputz
Auf Kalkputz können
sich auch in feuchten
Räumen kaum Schimmel-
pilze ansiedeln.
Gips und Kalk gehören zu den mineralischen Bindemitteln. Gipsputz wird häufig in Neubauten verwendet, da er sich maschinell verarbeiten lässt und sehr schnell aushärtet.

Kalkputz ist etwas langsamer zu verarbeiten. Er ist dafür etwas widerstandsfähiger und wird daher gerne für dekorative Oberflächen verwandt.

Bei Kalk und Gipsputz muss man auf den Untergrund achten. Wie alle mineralischen Putze verbinden sie sich fest mit der Unterlage, sofern diese nicht unverträglich? ist.

Pilze gedeihen schlecht auf Kalkputz, da er sehr alkalisch ist. Er ist daher sehr gut für Feuchträume geeignet.
Lehmputz

Wenn der Untergrund
stimmt, lässt sich
mit Lehmputz leicht
arbeiten.
Neuerdings erlebt Lehmputz eine Renaissance in Wohnräumen. Lehm nimmt besonders viel Luftfeuchtigkeit auf und kann so das Raumklima ausgleichen. Anfänger sollten sich zunächst auf dünne, dekorative Oberflächen beschränken.

Dickere Schichten müssen in mehreren Etappen aufgetragen werden, damit keine Risse entstehen. Grundsätzlich muss beim Lehmputz auf die vorhandenen Untergründe geachtet werden. Eine Grundierung ist fast immer notwendig, mitunter sogar eine Vorbehandlung durch ein spannungsabbauendes Vlies. Risse drohen besonders, wenn unterschiedlich saugende Untergründe vorliegen, da der Lehm dann nicht gleichmäßig aushärtet.

Lehmputz besteht im wesentlichen aus Tonmineralien, die als Bindemittel dienen und beigefügten Sanden.

Einfacher Lehmputz lässt sich ohne Schwierigkeiten selbst anfertigen.

Man nimmt ein bereits fertig gemahlenes Tonmehl und gibt den Angaben des Herstellers entsprechend Sande zu. Allgemeingültige Rezepte sind hier kaum zu geben, da die Eigenschaften des Tones stark von seiner mineralischen Zusammensetzung bestimmt werden. diese ist bei jedem Vorkommen anders.

Lehmputz gibt es
auch in vielen
aktuellen Trendfarben.
Noch bequemer ist die Verwendung von fertigen Lehmputzen, die als vorgemischte Pulver in einer riesigen Farbvielfalt angeboten werden. Sie enthalten neben Ton und Sand mitunter auch Zuschlagsstoffe wie Zellulose, die eine einfachere Verarbeitung gewährleisten sollen.

Lehmputz wirkt nach dem Anrühren im Eimer und auf dem Werkzeug zunächst ziemlich fest. Beim Auftragen auf die Wand wird er dagegen sehr geschmeidig.

Gute Hersteller und Händler bieten für Interessenten eine intensive Beratung zur Untergrundbehandlung und Verarbeitung an.
Streichputz, Edelputz & Co.

So aufgetragen wird
aus einem Kalkputz
ein Edelputz.
Diese Bezeichnungen weisen auf die Art des Einsatzes und der Verarbeitung hin. Streichputz wird wie Farbe mit einem kräftigen Pinsel aufgetragen, Spachtelputz mit einem Spachtel oder einer Kelle, bzw. einer sogenannten Traufel. Edelputz ist die Bezeichnung für alle Putze, die auf dekorative Weise in dünner Schicht auf einem einfacheren Unterputz aufgetragen werden.
Arbeiten mit Putz
Mit etwas Übung kann sich jeder an die dekorative Wandgestaltung mit Putzen heranwagen. Für den Anfang sollten jedoch weniger zugängliche Flächen gewählt werden, dann ist bei Ungleichheiten nicht unbedingt ein erneutes Überputzen oder Entfernung des Auftrages notwendig. Je unerfahrener man ist, desto dünner sollte die aufgetragene Schicht sein.

Das A und O des
Verputzens - die
richtige Grundierung.
Auf den Untergrund kommt es an
Bevor man mit der Arbeit beginnt, muss die Wand von Tapetenresten befreit sein. Eventuell muss die Oberfläche durch Anschleifen aufgeraut werden. Wichtig ist vor allem bei mineralischen Putzen und besonders bei Lehm, dass der Untergrund vom Saugverhalten her einheitlich ist.

Die vorhandenen Materialien einzuschätzen ist nicht ganz einfach. Reparaturgips mit dem oft Bohrlöcher o.ä. verspachtelt werden, ist z.B. häufig dispersionsgebunden. Er ist weniger saugfähig als der mineralische Gipsputz der Wand. Bei mineralischen Putzen könnten solche Unterschiede zu Verfärbungen führen, bei Lehm zu Rissen.

Beachten Sie unbedingt die Vorgaben des Herstellers für die Grundierung.


Gipsputze und GipskalkputzeAbschleifen und grundieren
Kalkzementputze und ZementputzeWerden meist nicht vorbehandelt
GipsplattenGrundieren
Gipsplatten auf HolzUntergrund mit Vliestapeten stabilisieren, grundieren.
Betonfl�chenFugen verspachteln, nur bei Streichputz ganze Fl�che (kleine L�cher) verspachteln
OSB-PlattenUntergrund mit Vliestapeten stabilisieren, grundieren.
TapetenAbl�sen, Fl�che Abschleifen und entstauben, grundieren.
Lehmputzkeine Vorbehandlung
Dispersionsanstriche auf Putzmit Drahtb�rste o.�. aufrauen, grundieren
Das richtige Werkzeug

Kelle und Traufel (rechts)
sind die wichtigsten
Werkzeuge für den
Spachtelputz.
Gutes Werkzeug erleichtert die Arbeit ungemein. Allerdings ist es auch nicht gerade billig. Für das glatte Aufbringen größerer Flächen ist  eine sog. Venezianische Glättkelle mit gerundeten Ecken bestens geeignet. Dazu eine Kunststofftraufel zum Verstreichen und ein Spachtel. Eventuell auch Schwamm und Pinsel für Verwischtechniken zur Oberflächengestaltung. Je nach Vorhaben kommen auch noch diverse Schablonen für Dekorationselemente hinzu.

Nicht immer muss man all diese Werkzeuge kaufen. Manche Hersteller und Händler bieten neben Workshops und Beratung auch gleich Werkzeugkoffer für die Putzaktion zum Ausleihen an. Gerade beim Arbeiten mit Lehmputz ist dies kein Problem, denn er lässt sich immer wieder hervorragend abwaschen.


Dekorative Techniken
Venezianische Glätttechnik

Der dunklere Putz
wird hauchdünn aufge-
tragen
Diese Technik funktioniert am besten mit Dispersionsputz.

Auf den glatten Putzuntergrund mit einer Venezianischen Glättkelle zunächst völlig glatt einen feinen weißen Dispersionsputz als Untergrund auftragen. Diesen nach dem Aushärten völlig glatt schleifen. Dann mit einem Spachtel einen dunkleren feinen Dispersionsputz in unregelmäßigen Strichen sparsam auftragen. Dies solange fortsetzen, bis sich eine wolkige Farbstruktur bildet.

Durch das Abziehen
mit der Spachtel wird
die Oberfläche spiegel-
blank.


Nach dem Aushärten die Oberfläche schleifen und abschließend mit einem sauberen Spachtel die Oberfläche solange abziehen, bis sie spiegelnd glänzt.
Lehm-Streichputz für erste Versuche
Am einfachsten lassen sich schöne Ergebnisse mit einem Streichputz erzielen. Dieser wird mit einem Pinselquast aufgetragen. Je nachdem wie fest man aufträgt und je nach Streichrichtung bleiben die Pinselstriche als dekoratives Element sichtbar.

Arbeitet man zweifarbig mit durchgefärbten Putzen, kann man die Farben zunächst in Flecken nebeneinander auftragen und diese dann mit dem Pinsel ineinander streichen. So ergibt sich ein ungleichmäßig-wolkiges Erscheinungsbild wie man es aus südlichen Länden kennt.
Bordüren schnell gemacht

Mit Malerklebebändern
lassen sich spielend
leicht edle Bordüren
zaubern.
Ist die Oberfläche ausgehärtet, lassen sich mit Lehmputz sehr einfach auch farbig abgesetzte und über die Oberfläche erhabene Bordüren herstellen.

Dazu kann man z.B. mit fünf Zentimeter breiten Maler-Klebebänder das Band vorbereiten. Das Klebeband wird in drei Bahnen direkt nebeneinander verklebt.

Erhabene Bordüren
lassen sich mit
Spachtelputz leicht
herstellen.


Entfernt man nun das mittlere Band, kann man den frei gewordenen Streifen mit einer zwei bis drei Millimetern starken Putzschicht überspachteln. In diese Oberfläche kann auch mit der Kellenecke oder dem Pinsel ein unregelmäßiges Relief eingeprägt werden, der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Sobald man fertig ist, sofort die Bänder abziehen. Auf keinen Fall warten, bis die Masse erhärtet ist, sonst sind die Bänder mit der Bordüre verklebt.
Ein Museum rund um den Lehm

Einen guten Überblick
über traditionelle und
moderne Lehmbauweisen
verschafft das Lehm-
baumuseum Gnevsdorf
in Mecklenburg.
Wer sich für die aktuelle und natürlich auch die historische Verwendung von Lehm interessiert, sollte unbedingt das Lehmmuseum in Gnevsdorf besuchen. Anhand von vielen interessanten Exponaten aber auch mit den eigenen Händen lässt sich Lehm erleben und "begreifen".

externe Links
Lehmmuseum Gnevsdorf
Dachverband Lehm
Moderner Lehmbau
Kühler Putz für heiße Tage
BILD: Auftragen von Putz durch Handwerker (Rechte: BASF)
BILD: Auftragen von Putz durch Handwerker (Rechte: BASF)
Ein spezieller Putz
soll Büros aus Leicht-
bauwänden kühl halten.
In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme in Freiburg haben einige Firmen einen Putz entwickelt, der sich besonders gut für ausgebaute Dachböden oder in Leichtbauweise erstellte Büroräume eignet. Diese Räume heizen sich im Sommer besonders schnell auf.

In den neuen Putz eingelagert sind mit einem Paraffin gefüllte Kunststoffkügelchen. Das Paraffin schmilzt bei einer Temperatur von ca. 25 Grad und nimmt dabei eine enorme Wärmemenge auf. 1,5 Zentimeter Putz absorbieren so viel Wärmewie eine 15 Zentimeter starke Ziegelmauer. Der Raum bleibt tagsüber kühler und die Wand gibt die Wärme in der Nacht ab.

Zwischen den kantigen
Mineralstoffen liegen
die paraffingefüllten
Kunststoffkügelchen.


Wichtig ist natürlich eine ausreichende Lüftung in den Nachtstunden. Der neue Putz soll 2004 auf den Markt kommen. Zunächst wird er wohl aus Preisgründen nur in Großprojekten zum Einsatz kommen, um dort die energiefressenden Klimaanlagen überflüssig zu machen.


externer Link
Informationsbroschüre der BINE
 
hobbytipp
Vorwort
Wände müssen "atmen"!
Farben
Farben und Lasuren selber machen
Tapeten � Kleidung für unsere Räume
Interaktiver Bedarfsrechner ht
Eine schmückende Haut für die Wand � Putz pur
Holzschutzmittel im Wohnraum tabu
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