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| | hobbytipp 339  Aloe vera und Co - Lebenselixiere aus dem Mittelalter  | |
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 | Die vergessene Kunst - Wickel anlegen |  | |
Wer sich die Mühe macht, genau hinzusehen, kann von der mittelalterlichen Medizin einiges lernen. Die damaligen "Medikamente" und Heilmittel halfen zwar nicht immer, aber dafür hatten sie auch kaum Nebenwirkungen. Besonders beliebt waren zum Beispiel Wickel.
Noch vor wenigen Jahrzehnten war die traditionelle Wickelkunst eine Selbstverständlichkeit - auch in der professionellen Pflegearbeit. Heute ist sie in Vergessenheit geraten, denn natürlich kann man mit diesen alten Hausrezepten nicht so viel Geld verdienen wie mit teuren Fertigmedikamenten. Zudem muss man sagen, dass für solche traditionelle Heilrezepte Zeit und Geduld nötig ist - und das ist ganz bestimmt auch ein Teil ihres Geheimnisses. Glücklicherweise ist die Wickelkunst zur Zeit wieder richtig im Kommen. Wer mehr über verschiedene Wickeltechniken und geeignete Inhaltsstoffe erfahren möchte, dem empfehlen wir einen Wickelkurs mit ausgebildeten Fachkräften. Diese werden von verschiedenen Verbänden und Fortbildungsveranstaltern wie z.B. den Volkshochschulen immer häufiger angeboten.
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Wickel sind sehr wirkungsvoll. Je nach Erkrankung wendet man warme oder kalte an. Als Faustregel gilt, dass kalte Anwendungen die aktive Durchblutung der Haut und den Stoffwechsel anregen, beruhigen und Fieber senken können. Warme Wickel führen der Haut Wärme zu und werden meist bei chronischen Erkrankungen, aber auch bei Schmerz- und Krampfzuständen eingesetzt. Zusätze und Substanzen, die in ihnen enthalten sind, unterstützen die heilende Wirkung. Auch die Seele des Kranken profitiert. Die sorgsame Berührung und die menschliche Nähe haben einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden des Kranken und seine weitere Genesung. |
  Wickeln Sie sich gesund   |  |  |  |  | 
 |  |  |  |  |  | Für einen heilenden Wickel braucht man nicht viel |  |
Wickel anzulegen ist recht einfach, nur ein paar entscheidende Dinge sollten beachtet werden. Die meisten Wickel bestehen aus drei Lagen: dem feuchten Innentuch, einem trockenen Zwischentuch und dem wärmenden Außentuch. Damit man das Innentuch hygienisch waschen kann, sollte es am besten aus Leinen oder Baumwolle bestehen. Einfache Babystoffwindeln eignen sich hervorragend und sind für wenig Geld in fast jedem Kaufhaus zu bekommen. Wichtig ist, dass das Zwischentuch etwas größer als das Innentuch ist, damit dieses gut abgedeckt werden kann. Außerdem sollte auch das Zwischentuch luftdurchlässig sein. Nur dann kann die Feuchtigkeit verdunsten und der Wärme- oder auch der Kältereiz kommen zustande. Baumwolle eignet sich besonders gut. Für das Außentuch empfehlen wir Wolltücher. Im Notfall sind auch dicke Frottee-Handtücher zu gebrauchen.
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 |  |  |  |  |  | Entscheidend ist, dass man sich mit dem Wickel wohlfühlt |  |
Noch etwas ist ganz entscheidend: Derjenige, dem ein Wickel angelegt wird, muss sich mit damit wohl fühlen. Der Wickel darf also nicht zu locker aber auch nicht zu eng angelegt sein. Außerdem muss die Temperatur stimmen. Fängt man z. B. nach einigen Minuten an zu frieren, sollte der Wickel schleunigst wieder abgenommen werden.
 | Quarkwickel |  | |
Mit einem Quarkwickel lassen sich verschiedene Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Sonnenbrand oder Insektenstiche behandeln; besonders gut wirkt er auch bei Entzündungen im Hals- und Rachenbereich.
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 | Rezept |  |  |  | Naturbelassener Speise-Quark
|  |  |  | Innentuch aus Baumwolle o. Leinen
|  |  |  | Zwischentuch aus Baumwolle
|  |  |  | Außentuch aus Wolle oder dickem Frotteestoff |
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 |  |  |  |  |  | Quarkwickel lindern Hals- schmerzen |  |
Der Quark sollte etwa zimmerwarm und in keinem Falle zu kalt sein. Die Fettstufe des Quarks spielt dabei keine Rolle. Mit einem Messer den Quark auf einem Tuch etwa fingerdick verteilen. Dieses Innentuch (s.o.) wird nun mit der Quarkseite auf den Hals gelegt, anschließend ein weiteres, trockenes Zwischentuch (s.o.) darüber geschlagen. Zum Schluss kann das Ganze noch mit einem wärmenden Tuch aus Wolle oder einem dicken Frottee-Handtuch umwickelt werden. Bei Menschen, die Wolle als unangenehm empfinden oder gar allergisch reagieren, sollte das Wolltuch die Haut nicht berühren. Außerdem ist es ratsam, dass der Wickel relativ straff gezogen ist, so dass keine Luft zwischen Haut und Wickel eintreten kann. Nach wenigen Minuten stellt sich dann ein angenehmes Wärmegefühl ein.
  Wirsing- und Kohlwickel   |  |  |  |  | 
 |  |  |  |  |  | Kohl: Nicht nur leckeres Gemüse, sondern auch gut für Gelenke |  |
Beim Wirsing- oder auch Kohlwickel nutzt man die Heilkräfte alter Gemüsepflanzen. Äußere Anwendungen mit Weißkohl sind schon aus der Antike bekannt. Sie eignen sich insbesondere bei entzündeten Gelenken und rheumatischen Beschwerden. Die heilende Wirkung des Wirsing- oder auch des Kohlwickels führen Forscher vor allem auf den Gehalt an entzündungshemmenden Flavonoiden und Senfölgykosiden zurück, die sowohl Kohl als auch Wirsing enthalten.
 | Rezept |  |  |  | Einige Wirsingblätter, alternativ Weißkohlblätter
|  |  |  | 1 Leinentuch
|  |  |  | 1 elastische Binde oder Netzverband |
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Die äußeren grünen Blätter eignen sich besonders gut. Wichtig ist nur, dass sie gesund sind. Mit einem Messer zunächst den mittleren, harten Strunk entfernen. Anschließend die Blätter mit einem Nudelholz oder einer Glasflasche flach walzen, so dass die Blattrippen aufbrechen und der Saft austreten kann. Keinesfalls darf hierfür ein Nudelholz aus Holz verwendet werden, sonst würde das Holz die wertvollen Inhaltsstoffe aufsaugen.
Je nach Größe der zu behandelnden Fläche braucht man so viele Blätter, dass sie dachziegelartig überlappend aufgelegt werden können. Die Blätter umwickelt man nun mit einem Leinen- oder Baumwolltuch. Damit das Ganze gut sitzt und nicht verrutscht, wird der Netzverband oder eine elastische Binde darüber gestreift. So können die Heilkräfte der Pflanze längere Zeit einwirken, zum Beispiel über Nacht. Sobald sich die Blätter verfärben oder beginnen, streng zu riechen, sollten sie entfernt werden. Ein wärmendes Außentuch aus Wolle oder Frotteestoff ist beim Kohlwickel nicht nötig, weil hier nicht der Temperatureffekt sondern die Pflanzenwirkstoffe im Vordergrund stehen. |
  Warme Wickel   |  |  |  |  | 
 |  |  |  |  |  | Heilpflanzen und Wickel - eine ideale Ergänzung |  |
Wärmewickel wirken im Grunde wie Wärmflaschen, allerdings mit dem Unterschied, dass Wickel die Körperpartien besser umschließen und dass man ihnen heilpflanzliche Wirkstoffe zusetzen kann. Warme Wickel tun vor allem bei chronischen Erkrankungen der Haut und der Gelenke gut.
Als Zusatz eignen sich eine ganze Reihe von Pflanzen. Heublumen z. B. enthalten Cumarin und ätherische Öle, die die Durchblutung anregen und somit Schmerzen lindern können. Zinnkraut, auch Schachtelhalm genannt, wirkt besonders gut bei rheumatischen Beschwerden und Schwellungen. Auch die allseits bekannte Kamille wurde im Mittelalter häufig für Wärmewickel verwendet. Sie hilft bei Entzündungen und wirkt beruhigend.
 | Rezept |  |  |  | etwa 50g Kamillenblüten
|  |  |  | 1/2 Liter abgekochtes Wasser
|  |  |  | Innentuch aus Baumwolle o. Leinen
|  |  |  | Zwischentuch aus Baumwolle
|  |  |  | Außentuch aus Wolle oder dickem Frotteestoff |
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Die Blüten ins aufgekochte, noch heiße Wasser einrühren. Etwa drei Minuten ziehen lassen und anschließend abseihen. Die warmen, keinesfalls heißen (Verbrennungsgefahr!) Blüten auf das Innentuch verteilen und ringsum einschlagen. Dann auf die Haut legen und mit den zwei Tüchern wie oben beschrieben einwickeln. Die Packung sollte so lange einwirken, bis die Kamillenblüten abgekühlt sind. |
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