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hobbytipp 342
Kürbiszeit - Wunderzeit
Die lange Geschichte der Kürbisse
Foto Kürbisse; Rechte: WDR
Foto Kürbisse; Rechte: WDR
Der Kürbis ist eine der ältesten Kulturpflanzen überhaupt. Das belegen archäologische Funde aus Peru und Mexiko. Die bisher ältesten Kürbisfragmente stammen aus einer Höhle im südlichen Mexiko und wurden auf ein Alter von etwa 12.000 Jahren geschätzt. Für die Ureinwohner Südamerikas scheinen die Kürbisse eine wichtige Nahrungsquelle gewesen zu sein. Sie nutzten nicht nur das Fruchtfleisch der damals noch bitter schmeckenden und kaum birnengroßen Früchte, sondern auch die öl- und eiweißreichen Samen.

Weitere archäologische Funde sprechen dafür, dass vor 6.000 bis 8.000 Jahren in Mittel- und Südamerika eine Epoche der Kürbiskultur blühte. Damals waren Kürbisse nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch Trinkgefäße, Werkzeuge, Schwimmbojen oder sogar Musikinstrumente.

Erst Kolumbus war es dann, der den Kürbis nach Europa brachte. Am 3. Dezember 1492 notierte Christoph Kolumbus in seinem Tagebuch die erste Begegnung mit dem bislang unbekannten Gewächs. Der Kürbisanbau in seiner neuen europäischen Heimat war vor allem in den warmen Mittelmeerländern problemlos. Heute werden Kürbisse in allen Erdteilen angebaut. Durch Züchtungen sind inzwischen über 800 verschiedene Kürbissorten bekannt.


Kürbis ist nicht gleich Kürbis
Aber bereits vor Kolumbus' Rückkehr waren Kürbisse in Europa bekannt. Allerdings waren das keine Speisekürbisse, sondern vor allem so genannte Flaschenkürbisse (Lagenaria), die ihren Ursprung auf dem afrikanischen Kontinent haben. Diese Flaschenkürbisse wurden bereits in der mittelalterlichen Klosterheilkunde verwendet. Dass Flaschenkürbisse und Speisekürbisse unterschiedliche Ursprünge haben, zeigt sich nicht nur in den verschiedenartigen Früchten, sondern auch in der Blütenfarbe. Die aus Amerika stammenden Speisekürbisse blühen alle gelb, Flaschenkürbisse hingegen haben weiße Blüten. Auch die Samen sehen verschieden aus.
Foto: ;Rechte: WDR
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Die wärmeliebenden Kalebassen ranken gerne an Gerüsten entlang.
Foto: ;Rechte: WDR
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Aus den weißen Blüten der Flaschenkürbisse werden interessante Früchte.
Foto: ;Rechte: WDR
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Alle Speise- und Zierkürbisse blühen gelb.
Foto: ;Rechte: WDR
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Nur die Speisekürbisse haben Samen in der typischen Form.
Foto: ;Rechte: WDR
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Die Samen der Flaschenkürbisse sehen aus wie Mini-Surfbretter.
Foto: ;Rechte: WDR
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Musterbeispiel der
Bionik: Der Zanonia-
Same und die Etrich-
Taube.
Ein ganz besonderer Samen in der Welt der Kürbisse stammt von der tropischen Kürbisart Zanonia macrocarpa. Ihre Riesensamen haben flügelartige Fortsätze und sind wahre Flugwunder. Mit einer Spannweite von etwa 10 cm können sie bei günstigen Windbedingungen erstaunlich weite Strecken zurücklegen. Diese besonderen Flugeigenschaften ließen die Zanonia-Samen in die Geschichte der Luftfahrt eingehen. Dr. Igo Etrich, ein österreichischer Ingenieur, baute im Jahr 1904 nach dem Vorbild des Zanonia-Samens eine Flugapparatur, die damals sensationelle 900 Meter weit durch die Luft gleitete. Dieser Prototyp wurde von Etrich und seinem Mitarbeiter Franz Wels in mehreren Stufen weiter entwickelt bis hin zu einem motorisierten Flugzeug namens "Etrich-Taube". Sie wurde innerhalb kürzester Zeit sehr erfolgreich, weil sie über eine enorme Luftstabilität verfügte und auch für ungeübte Piloten als narrensicher galt. Aus diesem Grund war die Etrich-Taube ein ideales Schulflugzeug und bis 1913 der in Deutschland am meist geflogene Flugzeug-Typ.
Foto: ;Rechte: WDR
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Doch zurück zu den bereits angesprochenen Flaschenkürbissen, die häufig auch Kalebassen genannt werden: Wie der deutsche Name schon sagt, sind sie schon allein wegen ihrer Form ideal zur Herstellung von Gefäßen verschiedenster Art. Der Begriff "Kalebasse" stammt übrigens aus dem Spanischen und heißt wörtlich übersetzt "Kürbispflanze". Gefäße aus Flaschenkürbissen werden zwar schon seit Jahrtausenden genutzt, finden aber auch heute immer noch vielfach Verwendung. Vor allem in Afrika und Südamerika. Dort stammt diese Tradition von den Guarani-Indianern und wurde schon viele Jahrhunderte, bevor die Spanier ins Land kamen, gepflegt. Noch heute findet man solche Gefäße praktisch in jedem südamerikanischen Haushalt.
Foto: Bombilla; Rechte: WDR
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Das Sieb der Bombilla
verhindert das Ansaugen
des Teekrauts.
Das Gefäß wird meist "Mate" genannt, das metallene Trinkröhrchen mit Sieb "Bombilla". Die Südamerikaner halten damit regelrechte Tee-Zeremonien ab. Dabei wird der schmuckvolle Becher mit Matetee gefüllt und im geselligen Familienkreis herumgereicht.
 
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