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| | hobbytipp 332  Lebenselixiere aus Deutschland: wilde Früchte   Schlehe - Die Zauberpflanze   |  |  |  |  | 
 |  |  |  |  |  | Aus Schlehen lassen sich köstliche "Eifel- Oliven" herstellen.
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Lat: Prunus spinosa, (Rosaceae, Rosengewächse) Volksnamen: Schlehdorn, Schwarzdorn, Heckendorn, Hagedorn, Bockbeerli Der deutsche Name Schlehe, verwandt mit dem altslawischen "sliva", das sich noch im Slivovitz, dem Pflaumenschnaps wiederfindet, kommt aus dem althochdeutschen "sleha".
Die Früchte reifen im Oktober. Zunächst sind sie noch sehr sauer, auch haben sie einen hohen Gerbstoffgehalt. Wahrscheinlich ist die Schlehe die wilde Vorfahre unserer Pflaumen und Zwetschgen.
Früher pflanzte man Schlehen als wehrhaften Zaun. Das wäre auch heute noch sinnvoll, denn eine Schlehenhecke bietet Schutz und Nahrung nicht nur für Menschen, sondern auch für Vögel und Schmetterlinge und andere zahllose Tierarten. Thujahecken erfüllen diesen Zweck nicht. Die einheimische Schlehe steht auf der Hitliste der Futtersträucher für Insekten ganz oben, genau auf Platz 3, gleich hinter der Salweide und dem Weißdorn. In der Summe finden 137 Kleinlebewesen im Schlehenbusch Nahrung, davon allein 73 Kleinschmetterlinge. Auch 18 Wildbienenarten finden Gefallen an der Schlehe. An der heimischen Schlehe lässt sich auch gut zeigen, wie sich die Verwendung exotischer Gehölze im Vergleich zu ihrer heimischen Verwandtschaft auswirkt: Während bei der Schlehe 20 Vogelarten Nahrung finden, können mit dem beliebten exotischen Gehölz, dem immergrünen Kaukasus-Kirschlorbeer nur drei unserer Vogelarten was anfangen.
Der Kern der Schlehe ist blausäurehaltig. Das klingt zunächst mal sehr gefährlich. In Maßen genossen ist der Blausäureanteil jedoch unbedenklich, doch sollte man nicht unbedingt die Kerne zerbeißen. Die Blausäure verleiht dem Schlehenlikör das bittermandelartige Aroma. Schlehen wirken "adstringierend", das heißt zusammenziehend. Das ist die Ursache für eine Fülle weiterer Wirkungen: Sie sind harntreibend, leicht abführend, entzündungshemmend und appetitanregend.
Schlehen sind nicht für einen Verzehr in größeren Mengen geeignet. Roh verursachen sie Magen- und Darmbeschwerden. Aber eine Gefahr der Überdosierung besteht schon deshalb nicht, weil die Ernte so mühsam ist und ihr Geschmack so extrem sauer.
 | Ernte und Kulinarisches |  | |
Für die Ernte der Früchte muss man sich allerdings etwas in Geduld üben und den Herbst abwarten. Schlehen lassen sich ähnlich wie Holunder und Hagebutten gut mit Pflaumen, Äpfeln und Birnen kombinieren. Auch sie haben einen so "starken Charakter" und Eigengeschmack, dass sie ihn auch in Gemeinschaft mit der "kultivierten" Verwandtschaft nicht verlieren. Ihr Aroma wird dominieren. Man kann die Beute auch trocknen und als Zutat zu einem Wildfruchttee verwenden oder einfach mal zwischendurch kauen. Getrocknet schmecken Schlehen lecker sauer und trotzdem angenehm mild. Die Lieblingsrezepte mit Schlehen sind Marmeladen oder Liköre, die außerdem noch verdauungsfördernd wirken. Man kann sie auch als ungewöhnliche süß-saure Beilage in Essig einlegen.
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 | Rezepte mit Schlehen |  | |
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 | Schlehenlikör "Hexenschreck" |  |  |  | 500 g vollreife gefrorene Schlehenfrüchte
|  |  |  | 1 l fruchtig herber deutscher Rotwein
|  |  |  | 3 Gewürznelken
|  |  |  | 1 Stück Zimtrinde im ganzen
|  |  |  | 1 Päckchen Vanillezucker
|  |  |  | 2 Stück Sternanis
|  |  |  | 1 l reiner Weizenkorn oder Wodka (38%)
|  |  |  | 300 g Zucker
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Die Schlehen waschen, trocknen und einen kleinen Teil der Früchte in einem Steinmörser mit den Kernen zerstoßen, denn die Kerne geben das Bitteraroma. Die anderen Früchte nur so weit drücken, dass die Kerne ganz bleiben. Am einfachsten zerkleinert man die Früchte grob mit einem Rührstab. Die Masse gerade mit Wasser bedeckt aufkochen und abkühlen lassen. Dann den Rotwein zugeben und eine Woche in einem kühlen und dunklen Raum ziehen lassen. Die Mischung passieren und dann nochmals mit den Gewürzen aufkochen. Den Zucker und den Vanillezucker zugeben und fünf Minuten weiterkochen lassen. Wieder abkühlen. Zuletzt die Flüssigkeit mit dem Alkohol vermischen. Den Likör in Flaschen füllen und kühl lagern. Schlehenlikör schätzten schon unsere Vorfahren zum Aufwärmen an kalten Wintertagen.
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 | Eifel-"Oliven" |  | Nach einer Idee von Jean Marie Dumaine, "Vieux Sinzig", Sinzig
|  |  |  | 500 Schlehen
|  |  |  | 1 Bund Thymian
|  |  |  | 1 Lorbeerblatt
|  |  |  | 1 Nelke
|  |  |  | 400 g Meersalz |
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Ein Liter Wasser mit Gewürzen und Salz aufkochen. Abkühlen lassen. Die Schlehen in ein hohes Gefäß geben und mit dem Gewürzsud bedecken. Das Gefäß mit einem Teller abdecken. Und die Schlehen mindestens 2 Monate ziehen lassen.
Eifel-"Oliven" lassen sich wie herkömmliche Oliven vielseitig verwenden: auf Pizza, im Salat und als Snack zum Ap�ritif. Besonders lecker sind sie kurz blanchiert, mit Tomaten und gedünsteten Zwiebeln in einer herzhaften Sauce zu Wild. |
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