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| | hobbytipp 336  Gesunder Rücken  | Bewusstheit durch Bewegung: Feldenkrais |  | |
Babys und Kleinkinder probieren ihren Bewegungsapparat noch aus. Lernen durch Versuch und Irrtum - so erfahren Menschen die ersten Bewegungsabläufe. Erst mit zunehmenden Alter, oft auch eingeschränkt durch äußere, soziale Zwänge, wird die gesamte Vielfalt an Bewegungen, die uns zur Verfügung stehen, eingeschränkt. Was übrig bleibt sind einige wenige, die wir praktizieren. Können Kinder z.B. anfangs noch mit der linken und der rechten Hand gleich gut hantieren, werden sie mit zunehmendem Alter auf eine Hand beschränkt.
Schließlich drückt sich in unserer Haltung auch unsere Sicht von uns selbst aus. "Ein jeder bewegt sich, empfindet, denkt, spricht auf die ganz ihm eigene Weise, dem Bild entsprechend, das er sich im Laufe seines Lebens von sich gebildet hat. Um die Art und Weise seines Tuns zu ändern, muss er das Bild von sich ändern, das er in sich trägt", schreibt Moshe Feldenkrais.
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 | Lernen fürs Leben |  | |
Eingeschliffene Bewegungsabläufe zu ändern ist schwierig. So ist das Ziel der Feldenkraismethode auch recht hoch gesteckt: über bewusst wahrgenommene Bewegungsabläufe sollen Menschen ihr eigenes Leben lenken lernen. Feldenkrais ist also grundsätzlich eine Lernmethode, zielt aber auf eine veränderte Selbstsicht ab und wird damit auch therapeutisch eingesetzt. Der Begründer Mosh� Feldenkrais hat eine auf Bewegung basierende Methode entwickelt, mit der Kranke und Gesunde ihren eigenen Schlüssel zur Weiterentwicklung der körperlichen, geistigen und seelischen Fähigkeiten finden sollen.
Damit eignet sich die Feldenkraismethode fast ohne Einschränkung vom Baby- bis zum Greisenalter.
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 | Einzel- oder Gruppenarbeit |  | |
Unter Anleitung eines Feldenkraislehrers entwickeln die Gruppenteilnehmer einen einfachen Bewegungsablauf, wie etwa das Rollen vom Rücken ins Sitzen. Dabei wird keine richtige Version vorgemacht, sondern durch rein verbale Anweisungen werden die Teilnehmer dazu angehalten, ihren eigenen Weg zu finden. Schrittweise entwickeln sie ihre persönliche Variante und machen sich bewusst, wie sie sich äußeren Bedingungen anpassen können und etwa die Schwerkraft nutzen, um sich ökonomisch zu bewegen.
Die sogenannte funktionale Integration ist dagegen eine Einzelarbeit. Der Schüler liegt auf einer Spezialliege, sitzt oder steht. Durch gezielte, feine Berührungen mit der Hand hilft der Lehrer dem Schüler, seine gegenwärtige Bewegungsorganisation zu erkennen, aber auch alternative Muster zu entwickeln. Dabei sollen nicht Reflexe automatisch ablaufende Bewegungen hervorrufen, sondern der Schüler bewusst erfahren, welche Bewegungsabläufe für ihn möglich sind und aus der Vielfalt auswählen.
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  Was hat Feldenkrais mit dem Rücken zu tun?  Das Festlegen auf einige für uns typische Körperhaltungen und Bewegungsabläufe hat aber Konsequenzen für unser Skelett, unsere Muskeln und die übrigen Stützgewebe, die sich nach und nach den Anforderungen anpassen. Das kann zu Schmerzen führen, einzelne Muskelpartien verkümmern, andere sind gut ausgebildet und manche Verbindungen wie unsere Bandscheiben verschleißen. Auch für den Rücken gilt, erst die Vielfalt der Bewegungsmöglichkeiten trainiert dieses komplexe Gebilde.
Öfter mal was Neues und dann nichts von der Stange, sondern selbst Entwickeltes - das ist ganz im Sinne von Feldenkrais.
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