Musik beeinflusst Körper und Geist - eine Jahrtausende alte Erfahrung. Mit Musik werden Kinder in den Schlaf gesungen und mit Musik machten sich die Menschen schwere Arbeit leichter, z.B. bei der Ernte oder auf See.
Für Musikwissenschaftler ist das nichts Neues. Folgende Geschichte verdeutlicht , wie sehr Musik auf den mentalen Zustand eines Zuhörers einwirken kann :
Der russische Gesandte Graf Keyserling litt an chronischer Schlaflosigkeit. In seiner Not wandte er sich an Johann Sebastian Bach: "Herr Bach, können Sie mir nicht irgendeine Musik komponieren, die mir beim Einschlafen hilft ?" bat er. Bach erfüllte ihm seinen Wunsch, woraufhin Graf Keyserling den Cembalisten Goldberg engagierte, der eine Kammer in der Nähe des Schlafgemaches des Grafen bezog, um jedes Mal, wenn der Graf nicht schlafen konnte, die Komposition von Bach vorzuspielen. Und siehe da, es half.
Heute weiß die Wissenschaft, dass die sogenannten "Goldberg-Variationen" beim Zuhörer eine Art meditativen Zustand hervor rufen. Die physiologische Erklärung für dieses Phänomen liegt auf der Hand : Barockmusiker wie Vivaldi, Händel und Corelli haben in ihren Kompositionen oft eine "Bachstimme" eingesetzt, die einem Takt von ca. 60 Schlägen pro Minute folgt. Während man dieser Musik lauscht, versucht der Körper seinen Funktionsrhythmus dem Takt der Musik anzugleichen. Diese einfache Form der Entspannung führt zur Lockerung der Muskulatur, zur Beruhigung der Herz- und Atemfrequenz, zur Senkung des Blutdrucks und des Stresshormonspiegels. Man gelangt mental allmählich in den Alpha-Zustand.
Inzwischen wird Musik auch häufig bei Operationen und chronischen Schmerzen erfolgreich eingesetzt, da sie Angst und Schmerzen lindert. In der Rehabilitation von Rückenpatienten wird mit musikunterstützter Entspannung die Erfolgsrate sogar um bis zu 40 Prozent gesteigert.