hobbytipp 345  hobbythek-show - Frühling   Es begann mit einem Loch: Fotografie   |  |  |  |  | 
 |  |  |  |  |  | Die Reise in der Fotosänfte
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Die Fotografie war ein Schwerpunktthema der hobbythek in den Siebzigern. Großes Aufsehen erregten wir z.B. mit der Herstellung von dreidimensionalen Bildern. Bei der sog. Stereofotografie werden durch zwei Objektive, die ca. 7 cm (dies entspricht etwa dem Augenabstand) voneinander entfernt sind, zwei leicht verschobene Bilder aufgenommen. Beim Anschauen der Bilder muss dann ein Stereo-Betrachtungsgerät verwendet werden.
  Zum Jubiläum haben wir noch einmal die Sendung vom 04.11.1975 aufgegriffen, in der wir den Bau einer Lochkamera vorgestellt haben. Dem Reiz dieser simplen Fotografie-Technik kann man sich bis heute nur schwer entziehen.
  Camera obscura � la hobbythek  Die Geschichte der Fotografie begann lange bevor man den lichtempfindlichen Film erfunden hatte. Am Anfang hatte man nur die Kamera, die allerdings noch recht unhandlich war.
  Sie bestand aus einer gewichtigen Sänfte, die auf dem uralten Prinzip der Lochkamera bzw. Camera obscura basierte. Kein geringerer als Leonardo da Vinci, der große Künstler des 15. Jahrhunderts, hat bereits mit dieser Technik gearbeitet.
  Das Prinzip besteht darin, dass von jedem Punkt eines beleuchteten oder leuchtenden Gegenstandes unendlich viele Strahlen in alle Richtungen gehen. Es kommt nun darauf an, von diesen vielen Strahlen, die von jedem Punkt ausgehen, jeweils nur einen einzigen Strahl auszusondern, damit ein scharfes Abbild des Originals entsteht.
Dies erreicht man dadurch, dass man zwischen den Gegenstand und sein Abbild eine Wand mit einem winzigen Loch bringt.
  Die Lichtstrahlen des Objektes werden durch ein winziges Loch geführt und über einen Spiegel auf einen Tisch im Inneren der Sänfte projiziert. Dieses Bild wird dann mit einem Bleistift abgezeichnet.
Einen Nachteil hat allerdings dieses Loch : Es lässt nur wenig Licht hindurch. Und das heißt, man muss lange belichten. Diesen Mangel beheben moderne Kameras durch ein Linsensystem, das viele Strahlen durchlässt, die Unschärfe aber dadurch verhindert, indem es die Lichtstrahlen bündelt.
  Bau der Lochkamera ht  Sie können die Kamera aus den verschiedensten Materialien bauen. Sichergestellt sein muss nur, dass der Kasten lichtdicht wird. Am einfachsten lässt sich die Kamera aus einer Hartschaumplatte (Depafit�, Kappaline�) herstellen, die im Dekorationsbedarf erhältlich ist. Es eignet sich aber auch Sperrholz, Presspappe oder Karton.
 | Material |  |  |  | Hartschaumplatte 5 mm stark
|  |  |  | Alufolie
|  |  |  | Holzleiste Querschnitt 15 mm X 5 mm
|  |  |  | Holzleiste Querschnitt 10 mm X 5 mm
|  |  |  | Geräteschraube - � Zoll (Fotobedarf)
|  |  |  | mattschwarzer Lack |
  Die sieben Hartschaumteile werden mit Hilfe eines Teppichmessers ausgeschnitten. Die sechs Holzleisten werden in die richtige Länge gesägt.
  Unterteil, Oberteil, Vorderwand und die beiden Seitenteile werden, wie im Bild gezeigt, zusammen geklebt.
  Auf die Rückwand werden die beiden Schieberführungen und die Begrenzungsleiste geklebt. Der Magazinschieber erhält unten einen Anschlag. Der Schieber muss sich leichtgängig in der Führung verschieben lassen.
  Damit es innerhalb der Kamera nicht zu Reflexen kommt, müssen die Innenseiten mattschwarz lackiert werden.
Hinter das quadratische Fenster der Vorderwand wird ein Stück Alufolie geklebt. In die Mitte dieser Folie wird mit einer Stecknadel ein feines Loch gestochen. Dabei soll die Folie nur "angepiekt" und keinesfalls ganz durchstochen werden.
In die Kameraunterseite wird mittig eine Geräteschraube gedreht und verklebt. Daran wird später das Fotostativ befestigt.
  Die Fotosafari kann beginnen  Mit der Lochkamera sind uns beeindruckende Aufnahmen gelungen
Zur Herstellung und Entwicklung unserer Fotos benötigt man:
 | Material |  |  |  | Fotopapier s/w-normal, Format 9 X 13
|  |  |  | Entwickler - s/w
|  |  |  | Fixier-Lösung
|  |  |  | 3 Plastikschalen o. tiefe Suppenteller
|  |  |  | kleine Glasplatte
|  |  |  | rote Dunkelkammerbirne (Fotobedarf)
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 |  |  |  |  |  | Das Fotopapier steckt hinten im Schieber |  |
Als Dunkelkammer eignet sich am Besten das abgedunkelte Badezimmer. Auf die Kamerarückwand wird bei herausgezogenem Schieber ein Stück Fotopapier geklemmt. Schieber zuschieben und schon ist das Magazin geladen. Es kann nun auf die Kamera gesteckt werden. Es empfiehlt sich übrigens mehrere Magazine anzufertigen und geladen mitzunehmen.
  Ist das Motiv gefunden und die Kamera wackelsicher aufgestellt, wird der Schieber bis zum Anschlag nach oben gezogen. Der "Verschluss" ist geöffnet.
Die Belichtungszeit hängt von den Lichtverhältnissen, vom Fotopapier und natürlich vom Durchmesser des Lochs ab. Sie kann durchaus mehrere Minuten betragen. Hier muss experimentiert werden.
Die Belichtungszeit wird durch Schließen des Schiebers beendet. Und ab geht's in die Dunkelkammer.
In der Dunkelkammer durchläuft das Fotopapier nacheinander vier Bäder : Entwicklerbad � Wasserbad (Stoppbad) � Fixierbad � Wasserbad (Schlusswässerung). Die Schlusswässerung sollte in einem gefüllten Waschbecken bei laufendem Wasserhahn erfolgen.
Die entsprechenden "Badezeiten" richten sich nach den verwendeten Chemikalien. Hier ist die Gebrauchsanweisung zu beachten.
Nach dem Trocknen ist das Foto fertig. Allerdings handelt es sich um ein Negativ. Um das entsprechende Positiv zu bekommen, wird bei Dunkelkammerbeleuchtung ein unbelichtetes Fotopapier mit der Schicht nach oben auf den Tisch gelegt. Darauf wird das Negativfoto mit der Bildseite nach unten gelegt und mit einer kleinen Glasplatte abgedeckt. Dann wird für ca. 3 Sekunden die Zimmerbeleuchtung eingeschaltet. Fertig. Das belichtete Papier wird nun wie üblich entwickelt.
Für besondere Effekte können s-w-Fotos nachträglich mit speziellen Farbtonern (sepia-braun, blau, golden) eingefärbt werden.
  Die Renaissance der Camera obscura   |  |  |  |  | 
 |  |  |  |  |  | Sabine Fricke im Gespräch mit Florian Dittrich
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Die simple und zugleich faszinierende Technik der Camera obscura beflügelt die Menschen bis in die heutige Zeit. Stark beeindruckt hat uns die Entwicklung des fünfzehnjährigen Florian Dittrich aus dem rheinland-pfälzischen Nauort.
  Der feste Abbildungsmaßstab einer Lochkamera war ihm nicht genug. Sein Ziel war es, die Entfernung vom Loch zum lichtempfindlichen Material variabel zu gestalten. Bildverkleinerungen und -Vergrößerungen werden so ermöglicht.
  Heraus gekommen ist eine Lochkamera mit Zoom-Funktion, die außerdem mit einem Kleinbildfilm funktioniert.
Mit seiner Kamera gewann Florian Dittrich im Jahre 2003 bei Jugend forscht den 1. Platz im Regionalwettbewerb und immerhin den 3. Platz auf Landesebene. Mit einer Weiterentwicklung, einer digitalen Lochkamera, geht er auch in 2004 an den Start. Dazu wünschen wir ihm viel Erfolg!
  Auch der Kölner Künstler und Fotografiestudent Frederic Lezmi, schwört auf Fotografien mit der Camera obscura. Seine selbst gebaute Lochkamera arbeitet mit einem Negativfilm der Größe 9 X 12 cm.
  Beim Shooting im Kölner Schauspielhaus wurde der Film über die gesamte Vorstellungszeit belichtet � immerhin bis zu 120 Minuten.
  "King Lear" in der surrealen Betrachtung von Frederic Lezmi. Durch die extreme Abblendung wird eine hohe Tiefenschärfe erreicht.
  Alles andere als veraltet: Fotos handkoloriert  Auch im Zeitalter digitaler Bildbearbeitungsprogramme weckt das Kolorieren von s-w-Fotos mit Farbe und Pinsel nicht nur bei Fotografen großes Interesse.
Der Dortmunder Fotograf Heinz Wohner hat sich auf die Technik des Handkolorierens spezialisiert. Er hat uns einige Tipps zum Einstieg in die Welt der Handkolorierung verraten.
  Nicht selten wird der Betrachter von farblichen Kompositionen, von Verfremdungen oder Akzentuierungen in der Farbgebung in den Bann gezogen.
  Es kann durchaus reizvoll sein, wenn die Farbgebung nicht von der Natur, sondern von der persönlichen Interpretation gesteuert wird.
  Als Grundlage kommt jedes s-w-Foto in Frage. Ein farbiges Referenzfoto des gleichen Motivs hat sich als durchaus praktisch erwiesen. Als Material eignen sich Eiweißfarben aus dem Fotobedarf. Für den Anfang reichen die Grundfarben rot, gelb, blau und schwarz. Die Farben werden gut mit Wasser verdünnt, daher sind sie sehr ergiebig.
  Ein Tropfen Farbe auf einen Eierbecher mit Wasser ist völlig ausreichend. Es ist besser, mehrmals dünne Farbe aufzutragen, als einmal dickere Farbe, da Ungleichheiten hier nicht mehr ausgeglichen werden können.
  Für den Anfang ist es sinnvoll, einfach strukturierte Motive auszuwählen. Zunächst werden die Stellen, die nicht koloriert werden sollen, mit einem speziellen flüssigen Abziehfilm bedeckt. Dieser wird mit einem Pinsel unverdünnt aufgetragen. Er ist sofort angetrocknet.
  Das Foto wird nun ganzflächig mit der verdünnten Farblösung mehrmals bestrichen. Anschließend lässt sich der Film gut wieder von Foto abziehen. Für die nächste Farbe genauso verfahren.
  "Vom Zauber alter Bäume 2004" Heinz Wohner Du Mont-Verlag, Köln ISBN 3-8320-0000-3 Kalender mit handkolorierten alten Bäumen.
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